„Es ist hektisch, ich bin wieder auf dem letzten Drücker. Ich habe in dreißig Minuten einen Termin und bin wirklich spät dran. Und dann - nach ein paar Minuten Fahrt mit dem Auto – kommen auf einmal wieder diese bekannten Gedanken:
Die Gedanken sind so stark, ich muss umdrehen und kontrollieren, ob alles in Ordnung ist.
Ich frage mich: „Aber was ist in Ordnung? Sind es meine Gedanken? Was ist los mit mir? Wenn ich es mir recht überlege, habe ich diese Vorstellung schon seit vielen Jahren. Dieses Gefühl alles kontrollieren zu müssen. Zigmal zu überprüfen, ob die Haustür abgeschlossen oder das Auto verriegelt ist.
Das kann nicht mehr so weitergehen, da muss sich was ändern!„
Solche Gedanken beeinträchtigen das Leben sehr vieler Menschen. Es handelt sich in diesem Fall um einen Kontrollzwang. Zwänge unterschiedlichster Form sind in der heutigen Zeit, in der durch die digitale Welt jeder und alles kontrolliert werden kann, bei sehr vielen Menschen ein Teil ihres Lebens geworden. Denn Zwänge haben auch immer etwas mit Kontrolle zu tun.
Und das ist auch kein Wunder, denn unsere digitale Zeit zeigt uns: Kontrolle und Beobachten ist fast immer möglich und kann für die unterschiedlichsten Möglichkeiten genutzt werden. Hinzukommt, dass Kontrolle und Bobachten auch immer mehr durch Einsetzen der digitalen Geräte und Tools genutzt wird:
Die bekanntesten Zwänge sind neben dem Kontrollzwang sind:
Die wirklich interessanten Fragen sind: In welchem Maß oder in welcher Dosis sind die Zwänge völlig normal oder sinnvoll? Ist es sinnvoll die Haustür zweimal zu kontrollieren, ob sie abgeschlossen ist, bevor jemand in die Wohnung einbricht? Ist es sinnvoll die Hände10 oder 30 mal am Tag zu waschen – Händewaschen beugt ja Krankheiten vor! Ordnung ist doch das halbe Leben und macht Sinn! Hygiene beugt doch Krankheitserregern vor, ist es also sinnvoll mit noch mehr Putzmitteln die Wohnung zu reinigen?
Problematisch wird es, wenn der Hang zum Kontrollieren überhandnimmt. Dann kann ein „Kontrollzwang“ den Alltag beherrschen oder sogar beeinträchtigen. Unter dem unwiderstehlichen Drang bestimmte Dinge zu tun, leiden die Betroffenen sehr. In solchen Fällen spricht man von einer Zwangsstörung oder Zwangserkrankung. Häufig treten im Zusammenhang mit einer Zwangsstörung auch noch andere belastende Symptome oder psychische Erkrankungen auf, wie z.B. Depressionen, Angsterkrankungen oder auch Alkoholmissbrauch.
Wesentliche Merkmale sind wiederkehrende Zwangsgedanken und Zwangshandlungen. Zwangsgedanken sind Ideen, Vorstellungen oder Impulse, die den Betroffenen immer wieder stereotyp beschäftigen. Sie sind fast immer quälend. 70-90 Prozent der Betroffenen leiden sowohl an Zwangsgedanken als auch an Zwangshandlungen.
Der allererste Weg, wenn Zwangsstörungs-Symptomen auftreten, sollte IMMER der Weg zu einem Arzt oder Psychotherapeuten sein. Dieser kann die Symptomatik genauer untersuchen und weitere therapeutische Maßnahmen empfehlen.